Wenn Bauen Architektur ist und auch noch etwas Poesie hinkommt, spüren wir das, sobald wir ein Gebäude oder einen Raum betreten. Ihre starke Präsenz entsteht durch eine klare, eindeutige Gestaltungsabsicht, die sich mit dem Konzept und daraus folgend dem Einsatz von Farben, Formen und Materialien manifestiert. Ganz gleich ob sie historisch oder aus neuerer Zeit sind, diese Gebäude ziehen Menschen magisch an, sie lieben es, sich darin zu bewegen, zu verweilen und bestimmten Nutzungen nachzugehen. So ist das mumuth, das Haus für Musik und Theater von UN Studio, in Graz, solch ein besonderer Ort. Wir besichtigen es auf unserer Exkursion mit dem Architekturforum Allgäu.
Wie wirkt das mumuth im Städtebau? Wenn man sich ihm in den barocken Strassenzügen nähert, denkt man vielleicht, was für eine „Kiste“ in solch ehrwürdiger Umgebung. Ist man dann aber auf dem Platz zwischen den Gebäuden der Musikuniversität, spüre ich ihre feine Abstimmung auf die Nachbarschaft durch ihre Farben und Strukturen der Oberflächen. Es ist kein Anbiedern, sondern ein vornehmes, leises Kommunizieren der Gebäude untereinander, die dem Platz am Samstag Vormittag eine feierliche Atmosphäre geben. Wenn ich mir vorstelle, wie sich der Platz belebt, wenn die Studierenden da sind oder am Abend eine Vorstellung im Aufführungssaal stattfindet und die „Kiste“ durch die Beleuchtung ihr Inneres offenbart und lebendig wird, gefällt mir das außerordentlich.
Tagsüber jedoch gibt das Edelstahlgewebe der vielfältigen Probenarbeit von Musikern, Sängern und Schauspielern Schutz, die Ruhe und Konzentration braucht. Von Innen ist die Fassade transparent und lässt die Blicke nach draußen frei. Die Siebdruckmotive auf dem Glas brechen ihre sonstige Strenge und schaffen eine inspirierende Atmosphäre.
Faszinierend ist, wie konsequent die Idee, der architektonische Entwurf, eines Haus für Musik und Theater, in Gestaltung umgesetzt ist: die Siebdruckelemente auf der Glasfassade und die Akustikelemente im großen Veranstaltungssaal haben Formen wie Noten, die bunt durcheinander purzeln – es gibt ja auch so viele verschiedene Arten von Musik – und die schwungvoll geformte Treppe, inszeniert die Bewegung zwischen den Stockwerken durch ihre Form und ihr Material. Das Rot als einzige Farbe im Foyerbereich verbindet optisch die Treppe mit den Siebdruckelementen und den unterschiedlichen Stühlen zu einer harmonischen Einheit und dennoch offenen Atmosphäre.